Das Wort Stoffwechsel hat wohl jeder schon einmal gehört. Manche sprechen von einem „besonders guten Stoffwechsel“, andere meinen, ihr Stoffwechsel sei eher weniger gut. „Den Stoffwechsel ankurbeln“ hört man häufig, wenn es um das Thema Abnehmen geht. Aber was genau heißt „Stoffwechsel“ eigentlich? Und gibt es wirklich DEN Stoffwechsel im Körper? Was da eigentlich genau in deinem Körper passiert, warum deine Ernährung und Diäten deinen Stoffwechsel verändern: Sei gespannt! Diese und weitere Fragen klären wir jetzt.
Was bedeutet „Stoffwechsel“ oder auch „Metabolismus“?
Der Stoffwechsel oder Metabolismus ist für uns Menschen das, was die Fotosynthese für die Pflanzen ist. Also der Transport und die chemische Umwandlung von aufgenommenen Stoffen innerhalb eines Organismus. Und hier liegt auch schon die Antwort auf die erste unserer obigen Fragen. Denn mit Stoffwechsel ist im Endeffekt die Grundlage einer ganzen Reihe von Vorgängen im Körper gemeint: die Summe aller biochemischen Vorgänge, die in deinen Zellen ablaufen. Alle Nährstoffe, die du dir zuführst, werden nämlich in deinen Zellen verstoffwechselt.
Was genau beim Verstoffwechseln passiert? Das bedeutet, dass die zugeführten Nährstoffe abgebaut werden. Sie verändern sich und werden zu neuen Stoffen. Nahrung wird dabei in wiederverwertbare Einzelbestandteile zerlegt, die wir zum Leben brauchen: Kohlenhydrate, Fette und Proteine. Dies passiert mithilfe von Enzymen, die die chemischen Reaktionen in unserem Körper beschleunigen. Das ist aber nicht alles: Dein Stoffwechsel ist auch dafür verantwortlich, schädliche und sogar giftige Substanzen in für deinen Körper unschädliche Stoffe umzuwandeln - die sogenannte „Biotransformation“. Du merkst hier vielleicht schon, dass dein Stoffwechsel wesentlich weitreichendere Aufgaben übernimmt, als du vielleicht vermutet hast.
Stoffwechsel ist nicht gleich Verdauung
Diese Beschreibung hört sich zunächst ein bisschen nach Verdauung an, denn auch hier werden Nährstoffe aufgenommen und dann umgewandelt.
Aber Achtung: Verwechslungsgefahr!
Die Verdauung ist nicht gleichzusetzen mit dem Stoffwechsel. Das ist tatsächlich ein weit verbreiteter Irrglaube. Denn die Verdauung ist nur eine Vorstufe für den Stoffwechsel. Bei der Verdauung werden im Darm Nährstoffe in ihre Bestandteile zerlegt. Aus Kohlenhydraten werden Einfachzucker, Fette werden zu Fettsäuren und Glyceriden, Eiweiße zu Aminosäuren.
Nur durch diese Veränderung und Zerkleinerung können die Nährstoffe überhaupt ins Blut gelangen. Stoffwechsel heißt der Prozess, der ab dem Zeitpunkt beginnt, an dem die Nährstoffe sich verändert und zerteilt haben und bereits ins Blut gelangt sind. Der Blutkreislauf verteilt diese Stoffe an die Stellen im Körper, an denen sie gebraucht werden. Gelangen die Stoffe danach in die Zellen, findet hier nun die Verstoffwechselung statt.
Es gibt nicht nur EINEN Stoffwechsel
Streng genommen gibt es nicht den „einen Stoffwechsel“, sondern verschiedene Stoffwechselprozesse in unserem Körper. Diese Formen lassen sich gut aufteilen und wir gehen weiter unten einzeln auf sie ein. Zunächst aber unterscheidet man beim Stoffwechsel zwischen anabolem Stoffwechsel und katabolem Stoffwechsel.
Der anabole Stoffwechsel ist hierbei für die Speicherung von Energie zuständig, indem er aufgenommene Stoffe abbaut und in körpereigene Stoffe umwandelt.
Der katabole Stoffwechsel hingegen dient der Gewinnung von Energie und dem Abbau von chemischen Substanzen und Stoffen.
Ihre gemeinsame Schnittstelle bildet der sogenannte Intermediärstoffwechsel. Bei diesem werden Moleküle so umgebaut, dass sie sowohl zur Energiespeicherung als auch zur Energiegewinnung (also anabol und katabol) verwendet werden können.
Der Proteinstoffwechsel
Proteine dienen deinem Körper nicht nur als Bausteine, sondern auch als wichtige Energielieferanten. Die Aufnahme von Proteinen erfolgt klassisch über die Nahrung.
Proteine bestehen aus Aminosäuren. Wenn Protein in seine Einzelteile zersetzt wird, werden automatisch Aminosäuren freigesetzt, die dein Körper als Bausteine wiederverwerten kann. Diese Aminosäuren nimmt dein Körper über den Dünndarm auf (Proteinbiosynthese). Dieser Prozess findet permanent in all deinen Zellen statt.
Proteine können in der Leber, Milz und Muskeln zum sogenannten Pyruvat umgewandelt werden, welches wiederum der körpereigenen Zuckerproduktion (Gluconeogenese) dient. Kurz gesagt wird deinem Körper dadurch Glucose, also Einfachzucker, zur Verfügung gestellt. Und diesen Zucker kann dein Körper zur direkten Energiegewinnung nutzen.
Der Kohlenhydratstoffwechsel
Der Kohlenhydratstoffwechsel umfasst die Aufnahme, den Transport und den Abbau von Kohlenhydraten in deinem Körper. Glucose, also Zucker, gilt dabei als Energielieferant als das wichtigste Kohlenhydrat. Doch auch andere Zuckerformen wie Laktose (Milchzucker), Fructose (Fruchtzucker) oder Galactose („Milchspaltzucker“) können hier verwertet werden. Der Kohlenhydratstoffwechsel kann in verschiedene Stufen eingeteilt werden. Angefangen beim Abbau von Glucose („Glykolyse“), über die Speicherung von Glucose in Form eines Energiespeichers („Glykogensynthese“), bis zum Abbau eben dieser Speicher und der daraus entstehenden Energiegewinnung /-freisetzung („Glykogenolyse“).
Die Regulierung deines Blutzuckerspiegels (auch Glucoregulation genannt) erfolgt dabei allerdings hauptsächlich über die Hormone Insulin und Glukagon. Insulin sorgt dafür, dass der Einfachzucker aus deinem Blut in die Zellen und das Gewebe gelangt. Dadurch lässt sich dein Blutzuckerspiegel senken.
Das Hormon Glukagon dagegen sorgt dafür, dass deine Zuckerreserven aus der Zelle zurück in den Blutkreislauf gelangen können, was deinen Blutzuckerwert steigen lässt.
Wie viel Zucker in einer Zelle aufgenommen wird, bestimmt das freigesetzte Insulin in deinem Blut. Durch Hunger zum Beispiel erhöht sich die Konzentration an dem Hormon Glukagon. Denn so sorgt dein Körper dafür, dass deine Zuckerreserven zurück in deinen Blutkreislauf gelangen, damit du weiterhin Energie bekommst.
Dieser Ablauf beugt im Endeffekt einem Absinken des Blutzuckerspiegels vor. Daher hängt dein Blutzuckerspiegel stark von der Menge an Kohlenhydraten ab, die du durch die Nahrung aufnimmst. Das bedeutet, deine Ernährung und jede Form von Diät nehmen einen ganz entscheidenden Einfluss auf deinen Metabolismus.
Side Fact: Unser Körper kann Kohlenhydrate langfristig speichern, sei es zur strukturellen Unterstützung oder zur Energiespeicherung. Wegen ihrer „wasserliebenden“ (hydrophilen) Eigenschaften ist die Speicherung von großen Kohlenhydrat-Mengen übrigens oft auch mit Wassereinlagerungen verbunden. Für eine langfristige Energiespeicherung setzt dein Körper daher bevorzugt Fettreserven ein, da diese "wassermeidend“ (hydrophob) sind, also keine Wassereinlagerungen mit sich bringen.
Der Fettstoffwechsel
Fette bilden einen essentiellen Teil unserer Nahrung, da sie im Körper zur Synthese, also der Zusammenführung von Membranen, Hormonen, Steroiden u.v.m. genutzt werden. Der Fettstoffwechsel umfasst die Zerlegung aller Nahrungsfette, deren Transport und die Verstoffwechselung in deinem Körper.
Die Verdauung von Fetten und fettähnlichen Substanzen beginnt in deinem Magen: Die natürliche Muskeltätigkeit deines Magens (Magenperistaltik) sorgt dafür, dass sich die Fette vermengen. Das Fett-spaltende Enzym Lipase beginnt zusätzlich mit der Zerlegung der Fette. Im Darm wird die Verdauung fortgesetzt, denn die endgültige Zerlegung der Fette geschieht erst durch die Gallensäfte.
Unsere Nahrung bietet dir 3 Arten von Fetten (auch Lipide genannt):
- Triglyceride: Diese „Neutralfette“ sind vor allem in tierischen Fetten, pflanzlichen Ölen u.v.m. enthalten.
- Cholesterin: Die fettähnliche Substanz kommt beispielsweise in Eiern, Fleisch u.v.m. vor.
- Fettsäuren: Die Größe und Sättigung dieser organischen Fettsäuren variieren je nach Lebensmittel. Wir unterscheiden hier zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren.
Ein Großteil der Triglyceride (ca. 80 %) wird bereits von deinem Muskel- und Fettgewebe aufgenommen. Lipide dienen dagegen zum Beispiel als Energiespeicher und auch als Bausteine für deinen Körper. Fettreserven kann dein Körper als Lipoproteine im Blut und bspw. als Lipide in deinen Zellen anlegen. Auch dein Fettstoffwechsel wird hormonell reguliert. Sowohl Insulin und Glucose, als auch Kohlenhydrate, die du durch die Nahrung aufnimmst, können den Stoffwechsel beeinflussen.
Der Mineralstoffwechsel
In unserem Körper finden sich die Mineralien Kalium, Kalzium, Natrium, Eisen, Magnesium, Chlorid, Sulfat, Nitrat, Phosphat und einige Spurenelemente auf natürliche Weise wieder. Der menschliche Mineralstoffwechsel umfasst weiterhin auch die Aufnahme dieser Stoffe, deren Ein- und Umbau zur körpereigenen Verwertung und die Ausscheidung anorganischer Stoffe – also von Stoffen, die nicht in der belebten Natur vorkommen und auch nicht von dieser abstammen.
Der Mineralstoffwechsel hängt darüber hinaus auch eng mit deinem Wasserhaushalt und deinem Elektrolyt-Gleichgewicht zusammen, nimmt also auch hier indirekt Einfluss auf grundlegend wichtige körpereigene Funktionen.
Es gibt in deinem Körper beinahe unzählige unterschiedliche Stoffwechselvorgänge und sie sind alle von zentraler Bedeutung für deinen Organismus.
Schlusswort
Wir hoffen sehr, dass dir unser Beitrag einen Einblick und ein grundlegendes Verständnis für dieses komplexe Thema liefern konnte. Und du kannst dich jetzt schon auf den 2. Teil unserer Stoffwechsel-Reihe freuen, in der wir die Auswirkungen von Stoffwechsel-Störungen (bspw. durch Stress) beleuchten werden.
Kommentiere auch gerne unter diesem Beitrag, falls du Fragen zum Thema Stoffwechsel hast.